258 §. 91. Die Religionskriege in Deutschland.
festigen, und seine Streitkräfte aus Ungarn und Ztalien zu-
sammenziehen , worauf er sodann gleich die N e i ch s a ch t
gegen die schmalkaldischen Bundeöhäupter
aussprach.
Da diese mehr vertheidigungs-, als angriffsweise zu Werke
gehen wollten, so wagten sie bei ihrer Belagerung von In-
golstadt keinen ernstlichen Sturm, sondern brachen bald wie-
der auf, um das aus den Niederlanden herkommende kaiserliche
Hülfsheer an einer Vereinigung mit dem Kaiser zu verhindern.
Da ihnen aber dies nicht gelang, so gieng nun der Kaiser
'angriffsweise zu Werke und drang in Schwaben ein. Eben
als die schmalkaldischen Fürsten, weil sie von den oberländi-
schen Städten nicht ausreichend unterstützt wurden, Friedens-
vorschläge thaten, trat Moritz, nachdem er vom Kaiser
die geheime Versicherung der Kur würde erlangt
hatte, offen für den Kaiser auf und nahm das Land
Johann Friedrichs, das ihm dieser bei'm Ausbruch des Krieges
arglos zur Verwaltung anvertraut hatte, in eigenen Besitz. Da
nun der Kaiser die Verbündeten aufforderte, sich auf Gnade
und Ungnade zu unterwerfen, so zogen die Fürsten vom
bisherigen Kriegsschauplatz ab, ein jeder um sein Land zu
vertheidigen.
Während der Kaiser sich nun alle süddeutschen
Städte unterwarf und sie m i t st a r k e n Schatzungen
bestrafte, befreite Kurfürst Johann Friedrich, sein Land
von den schwachen Besatzungen Moritzens, der sich zu Ferdi-
nand nach Böhmen flüchtete, und nahm an der Elbe eine
für Ferdinand drohende Stellung ein.
Dies bewog den Kaiser nach Böhmen aufzubrechen und
nach seiner Vereinigung mit Ferdinand und Moritz mit einem
starken Heere von da aus in Sachsen einzurücken, wo er den
nach Wittenberg eilenden Kurfürsten einholte, ihn
1547 in der Schlacht bei Mühlberg gefangen nahm und seines
Kurfürstenthums verlustig erklärte, das nun an Moritz ver-
liehen wurde, so daß also die K u r nun auf die albe r-
tinische Linie von Sachsen übergieng.
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Extrahierte Personennamen: Moritz Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritzens Ferdinand Ferdinand Moritz Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Niederlanden Schwaben Sachsen Wittenberg Mühlberg Sachsen
260 §. 9l Die Religionskriege in Deutschland.
neue Papst Julius Iii verlegte das Concil wieder nach Trient
zurück, und da jetzt auch die deutschen Erzbischöffe und Prälaten
ihren Sitz dort einnahmen, so schickten auch einige protestantische
Fürsten, darunter Sachsen, ihre Theologen zum Concil. Schon
schien der Kaiser seinem Ziele, der Beschränkung päpstlicher Ge-
walt, nahe zu seyn, als sich plötzlich die auswärtigen Angelegen-
heiten wieder so drohend gegen ihn gestalteten, daß er es für
gut fand, vor Allem den Widerstand in Deutschland zu brechen.
Er befahl daher Moritzen, an dem widerspenstigen Magde-
burg die Reichsacht zu vollstrecken, und dieser schloß die
Stadt mit einem Heere ein.
Da aber ganz Deutschland den vom Kaiser ausgehenden
Druck täglich härter empfand und den Moritz als Urheber
desselben ansah und verabscheute; Moritz selbst aber mit des
Kaisers Politik unzufrieden war (theils weil dieser seinen
Schwiegervater fortwährend in hartem Gewahrsam hielt, theils
weil der Kaiser damit umgieng, seinen Sohn, den sp a n i sch e n
Philipp, den Deutschen zum Nachfolger im
Kaiserthum aufzudringen): so änderte Moritz plötz-
lich seine Gesinnung gegen den Kaiser. Er schloß insgeheim
mit einigen protestantischen Fürsten einen Bund und verschaffte
sich von König Heinrich Ii von Frankreich Geldhülfe gegen
das Versprechen, ihm dafür das Reichsvicariat von M e tz,
Tou), Verdun und Cambray (Kammerich) zu überlassen;
alsdann vertrug er sich mit der Stadt Magdeburg, brach mit
seinen Bundesgenossen Wilhelm von Hessen und Mark-
graf Albrechtvonbrandenburg-Culmbach gegen
den Süden auf und überfiel den nichts Arges ahnenden
Kaiser in Innsbruck, so daß dieser kaum Zeit hatte
nach Kärnthen zu entfliehen.
Hierauf berief sein Bruder, König Ferdinand, die pro-
stantischen und katholischen Fürsten zu einem Fürstentag nach
Passau, auf welchem
1832 im Passauer Vertrag den Protestanten Augsburgischer
Confession völligegewifsensfreiheit eingeräumt und die
bürgerliche Rechtsgleichheit in Aussicht gestellt wurde. Nachdem
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Extrahierte Personennamen: Julius_Iii Moritz Moritz Philipp Philipp Moritz_plötz- Heinrich_Ii_von_Frankreich_Geldhülfe Heinrich Wilhelm Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Deutschland Deutschland Verdun Magdeburg Hessen Albrechtvonbrandenburg-Culmbach
§. 96. Der dreißigjährige ñrreg.
231
beschwerten, erhielten sie einen scharfen Verweis. Wüthend
darüber warfen Abgeordnete dieser Stände unter Anführung
des Grafen Mathias von Thurn zwei katholische Mit-
glieder der kaiserlichen Statthalterschaft in Prag zu den
Fenstern der Schloßkanzlei hinab. Die Folgen dieser rohen
Gewaltthat voraussehend, rissen dann die protestantischen
Stände die Regierung an sich, weigerten sich nach dem
kurz darauf eingetretenen Tode des Kaisers Mathias den
nunmehrigen Kaiser Ferdinand! als ihren König an-
zuerkennen, und gaben dem Kurfürsten Friedrich V von
der Pfalz die böhmische Krone, die derselbe, angetrieben
von seiner ehrgeizigen Gemahlin, ungeachtet der Abmah-
nung aller Kurfürsten, so wie auch Frankreichs und Eng-
lands , aus Eitelkeit annahm. So entstund
1618 der dreißigjährige Krieg.
Denn unverweilt rückte nun der mit dein Kaiser ver-
bündete, als Feldherr und Staatsmann gleich ausgezeich-
nete Herzog Maximilian von Bayern mit dem
ligistischen und kaiserlichen Heere durch Österreich (wo er die
gleichfalls im Aufstand begriffenen Protestanten zum Gehor-
sam zurückbrachte) in Böhmen ein, und schlug das schlecht
geführte Heer des entmuthigten Friedrich 1620 in der
Schlacht am weißen Berg bei Prag so gänzlich, daß
Friedrich eiligst aus dem Lande floh, um im nördlichen Deutsch-
land Hülfe zu suchen. Hierauf erklärte ihn der Kaiser in die'
Acht und seiner pfälzischen Länder verlustig; die Böhmen aber
wurden hart bestraft und späterhin (1526) alle diejenigen
Protestanten, die nicht zur katholischen Kirche zurückkehrten,
unter Entziehung des größten Theils ihrer Habe, aus dem
Lande vertrieben.
Da sich nun die Union auflöste, nahm sich des geäch-
teten Kurfürsten Niemand an, als der Markgraf von
Baden- Durlach und die in pfälzischen Diensten stehenden
Söldncrführer Prinz Christian von Braunschweig-
H alberstadt und Graf Ernst von Mannsfeld, welche
beide letztere am Rhein einen Plünderungskrieg gegen die
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Extrahierte Personennamen: Mathias_von_Thurn Mathias Ferdinand Friedrich Friedrich Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Christian_von_Braunschweig- Graf_Ernst_von_Mannsfeld Ernst
282
§. 96. Der dreißigjährige Krieg.
katholischen Stifter führten. Als ihnen nun Tilly mit dem
ligistifchen Heere entgegentrat, wurde er zwar anfangs von
Mannsfeld bei Wies loch geschlagen, besiegte aber nachher
den Markgrafen von Baden bei Wimpfen und den Prin-
zen Christian bei Hoch st und nahm die Pfalz aufs härteste
mit. Hierauf verlieh der Kaiser an Maximilian von
Bayern für seine Verdienste um das Haus Österreich und
die katholische Sache 1623 die pfälzische Kurwürde.
Zwar setzten Prinz Christian und Mannsfeld ihren
Plünderungskrieg nun in Westphalen fort, wurden
aber von Tilly gezwungen, ihre Heerhaufen zu entlassen,
und es schien den Protestanten ein erfolgreicher Widerstand
nicht mehr möglich zu seyn.
Jetzt aber regte sich die Eifersucht Frankreichs auf das
überwiegende Ansehen Österreichs und Spaniens, und, von
Richelieu geleitet, verbündete es sich, um dem Wieder-
anwachsen der spanisch-österreichischen Macht entgegenzu-
treten, heimlich mit E n g l a n d, Holland und Dänemark,
und gab dadurch, (während es die Protestanten in seinem ei-
genen Innern verfolgte), den Protestanten in Deutschland neuen
Muth zum Widerstand.
Bald erschienen, durch diese Verbündeten mit Geld unter-
stützt, Christian und Mannsfeld mit neugeworbenen Heeren,
und während deßhalb Tilly in Westphalen blieb, erhob sich
der von ihm bedrohte nie der sächsische Kreis unter
Anführung des Königs Christian Iv von Dänemark,
der wegen Holstein zugleich deutscher Reichsfürst war. An-
derseits aber ließ der Kaiser, um nicht immer von der Liga
abhängig zu seyn, durch Albrecht von Wallenftein
(eig. Waldftein) ein eigenes Heer werben und es unter dem
Oberbefehle desselben in's Feld rücken.
Weil sich aber auch zugleich die Hugenotten in Frank-
reich wieder erhoben, so trat Richelieu, noch ehe es in
Deutschland zum Schlagen kam, aus jenem Bündnisse, das
ohnedieß der Papst nicht billigte, wieder zurück, und die
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Extrahierte Personennamen: Tilly Mannsfeld Christian Maximilian_von
Bayern Maximilian Christian Mannsfeld Tilly Richelieu Christian Mannsfeld Tilly Christian_Iv_von_Dänemark Albrecht_von_Wallenftein Albrecht Richelieu
Extrahierte Ortsnamen: Baden Frankreichs Spaniens Holland Deutschland Holstein Frank- Deutschland
§. 100. Habsburgs Minderung.
297
ltol—1*744 der spanische Erbfolgekriegr denn der Kaiser
verband sich nun mit Holland und England, welche diese
Machtvergrößerung Frankreichs nicht dulden konnten, wäh-
rend auf Frankreichs Seite nur der Kurfürst Mar Emanuel
von Bayern und der Kurfürst von Köln waren.
Gleich nach Philipps Einrücken in Frankreich hatte der
tapfere kaiserliche Feldherr Prinz Eugen von Sa-
voyen die Franzosen aus Italien geworfen. Zwar drangen
jetzt die Franzosen, während der Herzog von Marl-
borough mit dem englisch-holländischen Heere die Nieder-
lande besetzt hielt, mit Hülfe Bayerns bis in das Herz von
Österreich vor; bald darauf aber schlug Marlborough
die Bayern am Schellenberg bei Donauwörth, sodann
mit Eugen vereinigt, die Franzosen 1704 bei Höchstädt
so, daß sie sammt den Kurfürsten von Bayern und Köln
über den Rhein fliehen mußten, worauf letztere von Kaiser
Joseph I, dem Nachfolger Leopolds, geächtet wurden.
Da die Franzosen hierauf auch in den Niederlanden von
Marlborough, und in Italien von Eugen wieder geschlagen
wurden, und der Erzherzog Karl mit Hülfe der Portu-
giesen, Engländer und Holländer sich Mad rid's bemächtigte:
so bot Ludwig, obwohl Karl bald wieder aus Madrid hatte
weichen müssen, einen Frieden an; als dieser nicht ange-
nommen wurde und Ludwig noch eine Niederlage von
Marlborough und Eugen hatte erleiden müssen, wollte er
für seinen Enkel auf Spanien verzichten und mit Neapel
und Sizilien zufrieden seyn, ja zuletzt sogar auch dieses
fahren lassen und noch dazu das Elsaß herausgeben!
Weil man ihm aber unklugerweise zumuthete, seinen
Enkel selber aus Spanien vertreiben zu helfen, setzte er den
Krieg, ungeachtet der äußersten Erschöpfung Frankreichs,
fort, und schien durch die abermalige Niederlage (bei M a l-
plaquet) schon verloren, als Plötzlich Umstände eintraten,
die ihn retteten. Die Königin Anna von England änderte
ihr Ministerium, das bisher den Krieg mit Frankreich be-
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Extrahierte Personennamen: Emanuel
von_Bayern Philipps Philipps Eugen_von_Sa- Eugen Marlborough Eugen Eugen Joseph_I Leopolds Marlborough Eugen Eugen Karl Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Ludwig Ludwig Marlborough Eugen Eugen Anna_von_England
Extrahierte Ortsnamen: Habsburgs Holland England Frankreichs Frankreichs Frankreich Italien Marl- Bayerns Schellenberg Donauwörth Rhein Leopolds Italien Madrid Spanien Neapel Sizilien Spanien Frankreichs Frankreich
§. 101. Schwedens Fall und Rußlands Erhebung. 301
1572 die Verwandlung in ein völliges Wahlreich er-
litten hatte, — war seitdem durch das unablässige Stre-
den des Adels, die königliche Macht zu beschränken und
die niedern Stände nicht aufkommen zu lassen,
immer schwächer geworden, und selbst dem tapfern Johann
Sobiesky konnten deßhalb seine Bemühungen, das Land
wieder zu heben, nicht gelingen. Sein Nachfolger Au-
gust ll, Kurfürst von Sachsen, der, um den polnischen
Thron zu erlangen, zur katholischen Religion übergegangen
war, nahm daher den Antrag Peter's zu einem Bündnisse
gegen Schweden um so lieber an, weil ihm dieser Krieg
nicht nur Gelegenheit, sächsische Truppen zu seiner Unter-
stützung nach Polen, das neutral bleiben wollte, zu ziehen,
sondern auch die Hoffnung gab, Liefland wieder zu erobern.
So begann
1700 der nordische Krieg.
Zuerst machte Dänemark den Angriff, aber Karl Xii,
obgleich noch jung, doch von entschlossenem Willen und
kühnem, nur zu abentheuerlichem Geiste, dabei aber edler,
wahrheitsliebender Gesinnung, — landete rasch auf Seeland
und nöthigte Dänemark zum Frieden. Darauf wendete sich
Karl gegen Rußland, und gewann gegen eine fünffach
größere Zahl die Schlacht bei Narva; darauf fiel er
in Polen ein, schlug zweimal die Sachsen und ließ den
Stanislaus Lescinöky zum Gegenkönig gegen Au-
gust wählen; drang dann nach einem neuen Siege durch
Schlesien in Sachsen selbst ein und zwang den König
August, Frieden zu machen und dem polnischen Throne zu
entsagen.
Hierauf kehrte er sich wieder gegen die Russen: denn
Peter hatte unterdeß einen Theil der Ostseeländer erobert,
dort den Seehafen Kronstadt gegründet und darauf Po-
len besetzt. Karl vertrieb ihn wieder daraus, gieng über
die Beresyna, schlug die Russen, vertiefte sich aber beim
Verfolgen in verödete Gegenden, wo er durch Hunger und
Krankheit beträchtlichen Verlust erlitt. Hierauf wandte er
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Extrahierte Personennamen: Johann
Sobiesky Johann Karl_Xii Karl Karl Karl Stanislaus_Lescinöky August Peter Karl
§. 89. Fortgang der Reformation.
247
krieg in Thüringen und Franken, wobei eine Menge
Ritterburgen und Klöster geplündert und zerstört wurden.
Als Luther dieses heillose Beginnen erfuhr, schrieb er im
äußersten Unwillen mehrere Schriften gegen die Aufrührer,
worin er sie zum Gehorsam gegen ihre Obrigkeit anwies
und die Fürsten aufforderte, diesen Gräueln zu steuern.—
Beide Aufstände wurden auch bald von den fürstlichen Heeren
gedämpft und die Empörer hart, zum Theil grausam gestraft,
wozu allerdings der religiöse Gegensatz mitwirkte.
Obgleich diese traurigen Vorfälle in Vielen die Theil-
nahme für die Reformation schwächten, so befestigte sich
diese doch immer mehr, zumal einerseits Karl wegen seiner
Kriege mit Frankreich beständig von Deutschland abwesend,
und dessen Bruder Ferdinand, als Reichs v er Weser,
gewaltsamen Maaßregeln nicht geneigt war. Zugleich erwies
sich der Nachfolger Friedrichs des Weisen, Johann der
Beständige, mit seinem ernsten, tiefreligiösen Gemüthe
besonders thätig für die Reformation, indem er in Sachsen
die erste Kirchenreform einführte, welche sich bald auch
andere evangelische Fürsten zum Muster nahmen, besonders
seit die (vorzüglich ihm zu verdankende) Fassung des Reichs-
abschieds von 1526 der Ausbildung der Landes-
kirchen Vorschub leistete.
Ein Jahr zuvor, 1525, hatte auch Markgraf Al brecht
von Brandenburg, als Hochmeister des deutschen Or-
dens, seinen geistlichen Stand aufgegeben und bei seinem
Übertritt zur lutherischen Lehre das Ordensland Preußen,
mit Einwilligung der Stände desselben, als ein erbliches
Herzogthum in weltlichen Besitz genommen.
Überall, wo die Grundsätze der Reformation Annahme
fanden, wurde daher der Cölibat und das Klosterwesen auf-
gehoben, der Gottesdienst in der Landessprache gehalten,
den Laien der Antheil am Kelch zurückgegeben, die bis dahin
von Luther übersetzten Theile der Bibel verbreitet, und der
christliche Unterricht der Jugend und des Volkes, wofür
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ferdinand Ferdinand Friedrichs Johann Luther
Extrahierte Ortsnamen: Thüringen Frankreich Deutschland Sachsen Brandenburg
§. 90. Die Kämpfe Habsburg's mit Frankreich. 255
daran, ihren Bund zu erweitern, so daß nun auch Württem-
berg, Pommern, Anhalt und mehrere bedeutende Städte hin-
zutraten. Als sie hierauf 1536 den Bund auf weitere zehn
Jahre erneuerten, setzten die katholischen Fürsten ihm ein
katholisches Bündniß entgegen, an dessen Spitze Her-
zog Ludwig von B a y e r n und Herzog Heinrich von
Braunschweig standen.
Da jedoch der eifrigste Gegner der Reformation, Herzog
Georg von Sachsen starb und nun sein Bruder die Re-
formation in Dresden und Leipzig einführte, und
da auch in Brandenburg nach Joachim's I Tode der
Bruder desselben, Joachim Ii, zur Reformation übertrat: so
hatten die Protestanten die günstigsten Aussichten, zumal der
Kaiser sie schonte und fort und fort daran arbeitete, den Papst
zu einem Concilium zu vermögen. Aber dieser suchte einem
Concil möglichst auszuweichen, weil er die Politik des Kai-
sers durchschaute, der einerseits durch eine Wiederverei-
nigung der in der Religion getrennten Theile seine Macht
in Deutschland, anderseits durch Einschränkung
der päpstlichen Gewalt seine Herrschaft in Ita-
lien dauernd befestigen zu können glaubte.
Daher Versuchtees nun der Kaiser, auf eigene Hand eine
Wiedervereinigung der beiden Religionsparteien durch soge-
nannte Religionsgespräche, insbesondere
1341 durch das Religionsgespräch zu Regensburg zu
Stande zu bringen; allein so nahe man sich wenigstens bei
diesem letztern kam, so war doch keine völlige Verständigung
möglich. Dagegen erstreckte der Kaiser den Nürnberger Frieden
wieder, weil er der Hülfe der Protestanten gegen die Türken,
die er gern (1542) aus' Ungarn vertrieben hätte, benöthiget
war.
Da aber dieser Kriegszug ohne Erfolg ablief, so begann
nun König Franz von Frankreich im Bunde mit i>en Tür-
ken, Dänen, Schweden und dem Herzog von Cleve
seinen vierten Krieg gegen den Kaiser. Um daher in dem
bevorstehenden Kampfe nicht allein zu stehen, weil der Papst
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_von_B Ludwig Heinrich_von
Braunschweig Heinrich Georg_von_Sachsen Joachim_Ii Franz_von_Frankreich Franz Cleve
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Pommern Dresden Leipzig Brandenburg Deutschland Ita- Ungarn Schweden
§. 91. Die Religionskriege in Deutschland. 257
Da diese Forderung die ganze Politik des Kaisers durch-
kreuzte, so beschloß er, weil chm der Friede mit Frankreich
und ein Waffenstillstand mit den Türken den Rücken frei hielt,
von jetzt an gegen die Protestanten Gewalt zu
gebrauchen. Er unterhandelte in der Stille ein Bünd-
niß mit dem Papste, der ihm Mannschaft und Geld ver-
sprach ; auch gewann er unter andern Verbündeten sogar den
protestantischen Herzog Moritz von Sachsen, der mit
seinem Vetter, dem Kurfürsten Johann Friedrich über die
Stifter Magdeburg und Halberstadt im Streit war, dadurch,
daß er ihm insgeheim den Besitz dieser Stifter zusprach.
Die Protestanten ahneten bis zum letzten Augenblicke nichts
von des Kaisers Kriegsplanen, bis ihnen aus seinem Beneh-
men auf dem Reichstage die Augen über den Zweck seiner
Kriegsrüstungen aufgiengen.
So locker und mangelhaft gerade der Zustand des schmal-
kaldischen Bundes war, indem Moritz seinen Austritt genom-
men hatte, einige andere Glieder theilnahmlos blieben und
Brandenburgund die Pfalz nicht beigetreten waren: so schnell
einigten sich die übrigen Glieder, und standen, ehe noch der
Kaiser in Regensburg sein Heer beisammen hatte, mit einem
Heere von 40,000 Mann schlagfertig da, und eben als
Luther (zwar mit dem Schmerz über die innern und äußern
Hemmungen, die das von ihm vertretene Werk erfuhr, doch
mit dem Tröste, daß bei seinen Lebzeiten sich das weltliche
Schwert nicht aus der Scheide wagen durfte) gestorben
war, brach, nach einem Manifest, womit der schmalkaldische
Bund sich zu rechtfertigen suchte,
1546 der schmalkaldische Krieg aus.
Allein statt rasch und kräftig vorzuschreiten und den Vor-
schlägen des kriegserfahrenen Schärtlin von Burten-
b a ch, Anführers der oberländischen Städtemacht, zu folgen,
ließ die Unentschiedenheit der beiden im Charakter sich unähn-
lichen Bundeshäupter, des unentschlossenen Kurfürsten
Johann Friedrich und des raschen Landgrafen
Philipp, dem Kaiser Zeit, sich in Ingolstadt zu fce?
17
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Halberstadt Regensburg Burten- Ingolstadt
§. 91. Die Religionskriege in Deutschland. 259
Auch Landgraf Philipp wurde nun aufgefordert,sich
auf Gnade und Ungnade zu unterwerfen und demüthigk Ab-
bitte zu thun. Nur, als sich sein Schwiegersohn Moritz und
der Kurfürst Joachim (von Brandenburg) verbürgten, daß
ihm Freiheit und Leben ungefährdet bleiben würde (eine
Bürgschaft, zu der sie sich auf verschiedene mündliche Ver-
sicherungen Ferdinand's und des Kaisers hin berechtigt glaub-
ten), verstand sich der Landgraf zur verlangten fußfälligen Ab-
bitte, wurde aber gefangen zurückbehalten und, ungeachtet aller
Vorstellungen der beiden Kurfürsten bei'm Kaiser, nach Donau-
wörth und später nach den spanischen Niederlanden abgeführt.
Hierauf rief den Kaiser sein wiedereingetrctenes Zer-
würfniß mit dem Papste nach Oberdeutschland. Das
Tridentiner Concilium hatte nämlich in seinen ersten Sitzungen
eine Glaubenslehre aufgestellt, von welcher der Kaiser vor-
aussah, daß die Protestanten, die er immer noch für eine
Vereinigung zu gewinnen hoffte, sie nicht annehmen würden.
Er suchte also den Papst dahin zu bewegen, die Veröffent-
lichung dieser Beschlüsse noch geheim zu halten. Weil aber
der Papst wohl einsah, daß der Kaiser auch den Plan nicht
aufgegeben habe, die päpstliche Gewalt einzuschränken, so
veröffentlichte er ungesäumt jene Beschlüsse, und ließ es zu,
daß sich das Concilium nach Bologna verlegte.
Daher versuchte nun der Kaiser ohne den Papst
1348 durch das sogenannte Augsburger Interim eine Refor-
mation der deutschen Kirche vorzunehmen, indem er den Prote-
stanten den Kelch, die Ehe der Geistlichen und den Besitz der
eingezogenen geistlichen Güter zugestand, aber im Übrigen
Gehorsam gegen die römische Kirche auferlegte. Nahmen auch
mehrere protestantische Fürsten, darunter Moritz und Joachim,
das Interim an, so erhob sich doch von Seiten der protestan-
tischen Städte allgemeiner Widerspruch dagegen und am
meisten widersetzte sich Magdeburg diesem Gewissenszwang.
Unterdeß nahm die Angelegenheit des Conciliums eine für
den Kaiser günstige Wendung. Papst Paul Iii starb und der
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Moritz Joachim Moritz Joachim Paul
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Brandenburg Oberdeutschland Bologna Magdeburg Conciliums